1. Juni 2017

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Als Küchenkraut beliebt und als Heilmittel traditionell genutzt: die Petersilie

Christina Paulson

Petersilie bringt den Mann aufs Pferd und die Frau unter die Erd.“ So kolportierten die Menschen des Mittelalters die der Pflanze nachgesagten Wirkungen. Denn Petersilienfrüchte und -wurzeln galten als Potenzmittel für Männer und als wirksames Abtreibungsmittel für Frauen. Beide sollen früher die in Apotheken am häufigsten verlangten und verweigerten volkstümlichen Abtreibungsmittel gewesen sein. Ein Sud hieraus wirkt unter anderem auf die glatte Muskulatur der Gebärmutter und wurde damals bei Menstruationsbeschwerden und ausgebliebener Regelblutung angewandt. In zu hohen Dosen kann er im schlimmsten Fall eine Fehlgeburt auslösen. Etliche Frauen bezahlten damals eine unsachgemäße Anwendung mit ihrem Leben oder mit einer schwerwiegenden Vergiftung.

Demgegenüber ist die normale und heutzutage sehr beliebte Verwendung der Blätter als Küchenkraut völlig unbedenklich und sehr gesund. Sowohl die glatte oder krause Blatt-Petersilie (Petroselinum crispum ssp. crispum) als auch die Wurzel-Petersilie (Petroselinum crispum ssp. tuberosum) mit rübenartig verdickter Wurzel sind reich an den Vitaminen A, C, B1 und B2, Eisen und Kalzium.

Der zweijährige, vermutlich aus dem Mittelmeergebiet stammende, im zweiten Jahr grün-gelblich blühende Doldenblütler gedeiht bei uns am besten auf sonnigen bis halbschattigen Standorten in frischer, lockerer, humoser, durchlässiger Erde. Allerdings brauchen seine Samen oft mehrere Wochen, bevor sie keimen.

Wenn die mit Kümmel, Dill und Fenchel verwandte Pflanze allerdings aufgegangen ist, kann den robusten, intensiv dunkelgrünen, zwei- bis dreizählig gefiederten, oberseits glänzenden Blättern kaum ein Frost oder Hagelschlag etwas anhaben. Das Küchenkraut benötigt allerdings zum guten Wachstum bei jeder Aussaat ein neues Fleckchen Erde und liebt Ringelblumen und Tagetes oder Zwiebeln und Knoblauch als Nachbarn.

Frische Petersilie ist wegen ihres typischen Aromas Deutschlands beliebtestes Küchenkraut, das –neben Borretsch, Dill, Kerbel, Sauerampfer, Schnittlauch und Pimpinelle– die wichtigste Zutat in der berühmten Frankfurter „Grünen Soße“ ist. Und auch die lange in Vergessenheit geratene Petersilienwurzel hat sich wieder einen festen Platz in der deutschen Küche bis hin zur Spitzengastronomie erobert.

In der Pflanzenheilkunde kommen Petersilienkraut und -wurzel heutzutage zur Durchspülung bei Erkrankungen der ableitenden Harnwege und zur Vorbeugung und Behandlung von Nierengrieß zum Einsatz. Darüber hinaus hat sich die Petersilie auch bei Magen-Darm-Beschwerden sowie zur Förderung der Verdauung als nützlich erwiesen.

Die entwässernde Wirkung der Petersilie beruht auf dem ätherischen Öl, das in allen Pflanzenteilen, vor allem in den kleinen Früchten, enthalten ist. Es bewirkt eine kräftige Anregung der Harnausscheidung, die besonders auf eine Reizwirkung auf die Niere zurückgeführt wird. Die heute nachgewiesene harntreibende, krampflösende und verdauungsanregende Wirkung der Petersilie schätzten bereits die Heilkundigen der Antike, allen voran der griechische Arzt Hippokrates. Auch der berühmte, im 19. Jahrhundert lebende Pfarrer Sebastian Kneipp nannte die Petersilie „ein mehr denn hundertfach erprobtes und bewährtes Mittel bei Wassersucht“.

Als entwässerndes Heilmittel zur Durchspülungstherapie bei Nierenerkrankungen eignet sich gut eine Teezubereitung. Hierzu übergießt man einen Esslöffel schonend getrocknetes Kraut und zerkleinerte Wurzeln mit einer Tasse kochendem Wasser und lässt dies zehn bis 15 Minuten ziehen. Hiervon sollten Betroffene drei Mal täglich eine Tasse und danach jeweils zwei Gläser Wasser trinken.

Auch Fertigpräparate, die Petersilienkraut und Petersilienwurzel-Extrakte enthalten, manchmal in Kombination mit Spargelwurzelextrakten, sind in der Apotheke erhältlich.


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zuletzt bearbeitet am 23.VII.2017