3.Sept.2015

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Blütenpracht in Blau und Rosa: Der Rittersporn ziert unsere Gärten

N.N.

Der Rittersporn ziert gerade wieder unsere Gärten mit seinen üppigen Blütenkerzen, die in allen Blau- und Rosatönen oder auch in Weiß Akzente setzen. Auch wenn die Züchter schon lange daran arbeiten, aber rote oder gelbe Rittersporne sind bisher noch Wunschdenken. Das attraktive Hahnenfußgewächs mag gerne frische, lehmig-humose und nährstoffreiche Böden und ist damit die ideale Gartenpflanze. Besonders gut blühen sie, wenn man ihnen im Frühjahr eine ordentliche Ladung Kompost gönnt und dafür sorgt, dass sie niemals zu sehr austrocknen. Ein zu trockener Standort lässt nicht nur die Blätter welken, sondern führt auch zu Mehltau. Wenn man Rittersporn nach der Blüte zurückschneidet und noch einmal nachdüngt, gibt es meist noch eine zweite Blüte im Herbst. Nach einigen Jahren am selben Standort werden Rittersporne leider etwas blühfaul und dann hilft nur noch teilen und umsetzen.

Urvater der Garten-Rittersporne ist der Hohe Rittersporn Delphinium elatum, eine Pflanze der Hochgebirge, die an feuchten Stellen wächst. Mit diesem Rittersporn begann bereits im 19. Jahrhundert die züchterische Bearbeitung, zunächst dominiert von den Engländern, deren Border-Gärten besonders geeignet sind für die hoch aufschießenden Blütenstände. Es stellte sich jedoch heraus, dass die englischen Selektionen auf das milde und feuchte Inselklima optimiert waren und so traten später auch amerikanische und deutsche Züchter auf den Plan, um auch kontinentale Klimazonen zu versorgen. Vor allem Karl Förster, der vor über 100 Jahren in Postdam eine später weltberühmte Gärtnerei gründete (die es heute noch gibt), hat sich um die Zucht der Rittersporne verdient gemacht. Viele seiner Sorten sind noch heute im Handel und trotz des hohen Alters sind manche bemerkenswert vital. Wenn ich eine Empfehlung abgeben soll, dann steht Försters "Finsteraarhorn" ganz oben auf der Liste.

Mittlerweile wurden auch andere Delphiniumarten wie die sibirischen D. cheilanthum und D. grandiflorum zur Züchtung verwendet, denn sie bringen neue Farbvarianten und sind mit Größen zwischen 70 cm und 1,40 m etwas kleiner und stabiler als die weniger standfesten Elatum-Hybriden. Die neuen Sorten sind unter dem Namen "Belladonna-Hybriden" im Sortiment und interessanterweise kommen sie aus Neuseeland, das heutzutage in der Ritterspornzüchtung führend ist.

In der heimischen Natur finden wir im Flachland, wenn auch leider nur noch selten, den Gewöhnlichen Feldrittersporn Consolida regalis. Früher ein häufiges Ackerunkraut, ist der Feldrittersporn vor allem durch Saatgutreinigung und Pestizidverwendung bei uns fast ausgestorben. In der Region Aachen gilt er als verschollen. Neben dem Gewöhnlichen haben sich einige südeuropäische Feldrittersporne in Deutschland angesiedelt, von denen zumindest der Spanische Rittersporn C. orientalis in Ausbreitung begriffen ist.

Taxonomisch wurden die Feldrittersporne früher zur Gattung Delphinium gestellt, bis sie vor einigen Jahrzehnten die eigene Gattung Consolida erhielten. Das war offenbar ein Fehler, denn neuere genetische Untersuchungen zeigen, dass die mehrjährigen Delphinium- und die einjährigen Consolida-Rittersporne tatsächlich zum selben Stammbaum gehören. Nichts ist so unbeständig wie die Pflanzennamen von gestern.

Alle Rittersporne sind leicht giftig und sie wurden in der traditionellen Heilkunde als Arzneipflanzen, z. B. bei der Behandlung von Herzbeschwerden verwendet. Heute dienen sie nur noch zur Zierde im Garten. Das gelingt ihnen allerdings ausgesprochen prächtig.

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zuletzt bearbeitet am 12.IX.2015