18.Dez.2014

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Araukarien: – lebende Fossilien als Blickfang in Vorgärten und Parks

Joachim Schmitz

Die Chile- oder Andentanne (Araucaria araucana) fällt durch ihre regelmäßige Verzweigung und die ungewöhnlich breiten Nadeln sofort auf. Deshalb sieht man sie als Blickfang in Vorgärten und in Parks. Früher wurden die Bäume oft nicht sehr groß, weil die frostempfindlichen Pflanzen immer wieder zurückgefroren sind. Im Zuge der allgemeinen Klimaerwärmung hat sich das deutlich geändert. Frostschäden gibt es kaum noch und selbst in kleinen Vorgärten kann man heute sehr stattliche Bäume finden. Ein besonders altes Exemplar steht in Aachen im Von Halfern-Park. Vom Eingang an der Lütticher Straße steht es direkt hinter den ehemaligen Wirtschaftsgebäuden. Zur gleichen Gattung gehört übrigens auch die Zimmer- oder Norfolk-Tanne (Araucaria heterophylla, früher: Araucaria excelsa), die in ihrer neuseeländischen Heimat zu einem veritablen Baum heranwächst und früher eine beliebte Zimmerpflanze war. In zentralgeheizten Räumen ist es ihr allerdings zu warm und zu trocken. Das dürfte auch der Grund sein, warum man sie heute kaum noch im Gartenhandel findet.

Araukarien sind eine sehr, sehr alte Gruppe der Nadelgehölze. Die ersten Nadelbäume tauchten im Erdaltertum im Karbon auf. Formen mit der gleichen Holzanatomie wie Araukarien (was als Organgattung Araucarioxylon bezeichnet wird) gibt es erst im Erdmittelalter seit der Trias. Eindeutig mit den heute noch existierenden Araukarien verwandte Formen sind ab der Jura-Zeit belegt. In Zahlen ausgedrückt, heißt das, dass die heutigen Araukarien auf ca. 200 Millionen Jahre alte Vorfahren zurückgehen. Damals waren Araukarien die beherrschenden Baumarten. Die Dinosaurier sind also an vielen Orten der damaligen Welt durch Araukarien-Wälder getapert und haben auch daran gefressen. Dass es sich um eine sehr alte Verwandtschaft handelt, kann man noch heute an den Nadeln erkennen. Die sind so breit, dass ganz offensichtlich wird, dass es sich bei den Nadeln von Nadelgehölzen um ganz normale Blätter handelt. Ein weiteres sehr ursprüngliches Merkmal findet sich in der Nervatur der Nadeln. Die Blattnerven sind am Grund gabelig (dichotom) verzweigt.

Auch das heutige Verbreitungsmuster der Araukarien belegt, dass es sich um eine uralte Verwandtschaftsgruppe handelt. Die Arten kommen nur auf der Südhalbkugel vor. Südamerika, Südafrika und Australien haben einstmals zusammen den Südkontinent Gondwana gebildet. Araukarien müssen also damals schon gelebt haben. In Südafrika gibt es sie nicht mehr; dafür haben sich einzelne Arten von Australien aus nach Osten auf südostasiatische und ozeanische Inseln ausgebreitet. Ein ähnliches Verbreitungsmuster findet man bei weiteren archaischen Verwandtschaftsgruppen. Die jetzt zu Weihnachten als Trockenblumen beliebten Proteas zeigen dieses Muster. Auch Beuteltiere kommen nicht nur in Australien vor. Ein paar Arten gibt es auch noch in Südamerika.

Wohl der spektakulärste Fundort fossiler Araukarien ist der „Versteinerte Wald“ von Cerro Cuadrado in Patagonien (Süd-Argentinien). Ein ganzer Wald von Araucaria mirabilis ist bei einem Vulkanausbruch unter Asche versunken. Durch die speziellen geochemischen Bedingungen ist das Holz verkieselt, das heißt Zellwände und Holzstrukturen sind vollständig durch Silikat ersetzt worden. Erstaunlicherweise sind dabei alle anatomischen Strukturen erhalten geblieben. Heute hat die Erosion die verkieselten Baumstümpfe wieder freigelegt. Aus gefundenen Bruchstücken konnte man rekonstruieren, dass die Bäume bis zu 3,50 Meter breit und 100 Meter hoch werden konnten. Der Vulkanausbruch hat den Wald gerade im Stadium der Zapfenreife erwischt, so dass auch zahlreiche Zapfen fossil erhalten geblieben sind.

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zuletzt bearbeitet am 24.XII.2014