27.Febr.2014

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


So heilend kann die Birke sein: In Saft und Tee steckt die reine Frühlingskraft!

Ulrike Zahnow

Gerade zu dieser Jahreszeit, wenn die Bäume noch blattlos sind, nimmt man die Birken schon von Weitem durch ihre leuchtend helle Rinde wahr. Sie wirken freundlich, leicht und elegant. Die Borke junger Birken ist noch glatt und weiß, im Laufe der Zeit entwickeln sich an der Stammbasis immer tiefere und dunklere Furchen und es lösen sich dünne, papierartige Stücke ab. Der weiße Farbstoff Betulin schützt die Bäume gegen Tierfraß und macht die Rinde für Nässe undurchlässig.

Symbolisch steht die Birke für Licht und Neubeginn. Der zartgrüne Austrieb der Blätter ist Sinnbild des Frühlings und der wiedererwachenden Natur, weshalb auch der Maibaum nach alter Tradition ein junger Birkenbaum ist.

Birken sind sehr anpassungsfähige Bäume. Sie wachsen auf trockenen und auf nassen Böden, in Heidegebieten, auf Dünen und im Moor. Empfindlich reagieren sie nur auf Trockenheit. Sie werden allerdings nicht so alt wie andere Bäume. Mit einem Alter von 90 bis höchstens 120 Jahren zählt die Hängebirke (Betula pendula) zu den kurzlebigsten Bäumen unserer Breiten.

Viele Vogelarten sind auf Birken angewiesen, z.B. brauchen Birkenzeisig und Birkhuhn die Knospen und Samen der Birke als wichtige Winternahrung. Für zahlreiche Pilze, Flechten und Moose, sowie für Insekten und Säugetiere, dient die Birke als Lebensraum. Der Fliegenpilz kommt besonders häufig in ihrer Nähe vor, da er mit ihnen eine Symbiose bildet. Auch der Mensch kann von Birken in vielerlei Hinsicht profitieren. Sie besitzen die Fähigkeit, den Wasserhaushalt des menschlichen Körpers positiv zu beeinflussen. Tee und Baumsaft regen aufgrund ihres Gehaltes an Flavonen und Saponinen Blase und Nieren an, ohne diese zu reizen.

Der Saft rauscht

Im Frühjahr, etwa von März bis zum Blattaustrieb im Mai, steigt in den Stämmen der nahrhafte Birkensaft auf. Ähnlich den Blutgefäßen beim Menschen besitzen auch Pflanzen Leitungsbahnen für den Transport von Nährstoffen, Wasser und Stoffwechselprodukten. In dieser Zeit transportieren die Birken eine so große Menge an Flüssigkeit in ihren Leitungsbahnen, dass man den Saft rauschen hören kann, wenn man ein Ohr an den Stamm hält. Dieser Saft kann durch Anzapfen gewonnen werden, indem man ein kleines Loch in den Stamm bohrt, ein Röhrchen oder einen hohlen Holunderast in die Öffnung steckt und ein Gefäß darunter hängt. Einfacher noch ist es, einen jungen Zweig anzuschneiden und die Spitze in eine Flasche zu hängen. Um der Birke keinen größeren Schaden zuzufügen, muss die Wunde mit Baumharz wieder verschossen werden.

Der fast farblose, leicht süßliche Birkensaft enthält Vitamine, heilsame Flavonoide, entwässert und reinigt das Blut. Er gilt als Hausmittel gegen Arthritis und Gicht sowie bei Hautausschlag. Im Kühlschrank hält er sich einige Tage und vergärt dann zu Birkenwein. Um das zu verhindern, kann man vier bis fünf Gewürznelken und etwas Zimt pro Liter Saft zugeben.

Birkenwasser ist auch als Haartonikum bekannt. Es verleiht den Haaren natürliche Frühlingsfrische und Glanz. Der Saft in die Kopfhaut einmassiert hilft gegen Haarausfall, Schuppen und juckende Kopfhaut.

Bei rheumatischen Beschwerden

Ein Tee aus frischen Birkenblättern hat eine ähnliche Wirkung. Schulmediziner verordnen Birkenblätter-Tee bei Blasenentzündung und Nierengries als Durchspülungstherapie oder zur unterstützenden Behandlung rheumatischer Beschwerden. Das in der Rinde enthaltende Betulin wird aktuell auf seine Wirkung gegen Krebszellen untersucht.

In der Signaturen-Lehre wird der Birke aufgrund der langen Zweige, die beim leisesten Windhauch hin und her schwanken, Beweglichkeit und Fröhlichkeit zugeordnet. Tatsächlich steckt in Saft und Tee die reine Frühlingskraft! Durch die stoffwechselanregenden Eigenschaften eignen sie sich als ideale Frühjahrs- und Entschlackungskur. Wer auf Birkenpollen allergisch reagiert, sollte besser auf den Genuss von Birkensaft oder -tee verzichten.

Auch kulinarisch hat die Birke einiges zu bieten. Die jungen, noch klebrigen, etwas bitteren Blätter werden im Mai geerntet und können frisch als Salatzutat gegessen werden oder als Belag auf einem Butter- oder Käsebrot. Der untere Teil der in zwei Schichten gegliederten Rinde ist essbar und kann wie Spaghetti zubereitet werden.

Die Birkenrinde eignet sich hervorragend, um damit ein Feuer anzuzünden. Der Grund dafür sind die darin enthaltenen ätherischen Öle. Auch das Holz ist ein ausgezeichnetes Brennmaterial, das selbst in feuchtem Zustand noch gut brennt.

Alles in allem ein wunderschöner Baum, der dem Menschen auf verschiedenste Arten und Weisen dienen kann.

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zuletzt bearbeitet am 13.IV.2014