2.Jan.2014

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Die Rose steht für die Leidenschaften der Liebe, aber auch für ihre Qualen

Karl Josef Strank

Unter den Blütenpflanzen nimmt die Rose zweifelsohne eine herausragende Stellung ein. Als Typ steht sie nicht nur für eine eigene Familie gleichartiger Pflanzen, sondern darüber hinaus in der systematischen Klassifizierung für die Unterklasse der Rosiden wie auch für die zweikeimblättrigen Pflanzen im Gegensatz zu den einkeimblättrigen Pflanzen, deren Typ die Lilie ist. Als ursprüngliche Heimat der Rose werden Indien und Persien vermutet. Mit den Zügen Alexanders des Großen und der Begegnung von Orient und Okzident gelangte dann die Kunst, Rosen zu züchten ins Abendland.

Aus den gegensätzlichen Beobachtungen, dass Rosen einerseits sehr schöne und duftende Blüten hervorbringen, andererseits aber auch ihre Zweige mit wehrhaften „Dornen“ bestücken, die botanisch eigentlich „Stacheln“ darstellen, weil sie epidermale Auswüchse des äußeren Rindengewebes sind, erwuchs eine Fülle symbolischer Bedeutungen, für die die Rose steht. Diese reicht von Schönheit, Vollkommenheit und Liebe über Laster, Leid, Vergänglichkeit bis Tod, aber auch bis zu Attributen wie Wandlung, Weisheit, Geheimnis und Verschwiegenheit. Somit steht die Rose gleichermaßen für die Leidenschaften der Liebe wie für ihre Qualen, die Sehnsucht und vergebliche Hoffnung. Dichter des Morgen- und des Abendlandes kennen diese Symbolik und verwenden sie in ihren Gedichten. Im Islam macht Allah selbst die Rose zur Königin der Blumen und im Christentum steht sie für Maria, Jesus, die Märtyrer und zahlreiche Heilige.

Rosen werden seit Urzeiten gezüchtet, wachsen bei uns aber auch wild an Feldrainen und in Hecken und bilden dort mit anderen bestachelten Verwandten wie Brombeeren ein undurchdringliches Gestrüpp. Früher nutzte man diese Eigenschaft zur Markierung von Grenzen und zur Verteidigung eines Gebietes oder Landes durch naturgewachsene Landwehren. Rosenliebhaber schätzen ein wüstes Gestrüpp weniger und schneiden Rosen regelmäßig oder gelegentlich zurück.

Im Frühjahr schneiden

Grundsätzlich ist dafür das Frühjahr die richtige Zeit. Anders als bei Obstgehölzen, die im Winter, wenn es frostfrei ist, geschnitten werden, sollten Rosen erst dann geschnitten werden, wenn keine starken Fröste mehr zu erwarten sind. Ziel des Schnitts ist ein luftig lockerer Wuchs, der den Befallsdruck durch Pilze mindert und einen reichen Blütenflor für den Sommer sichert. Im Sommer werden die abgeblühten Blüten ausgeschnitten, was den Fruchtansatz unterbindet und einen zweiten Blütenflor unterstützt. Weiterhin ist zu beachten, dass altes, totes und nach innen wachsendes Holz gründlich entfernt werden ebenso wie alle Wildtriebe, die unterhalb der Veredlungsstelle am Wurzelhals ansetzen und dem Edelreis Konkurrenz machen. Rosengallen, faserige, schwammartige Verwachsungen, die von Gallwespen verursacht werden und, wenn sie häufig auftreten, die Rosen schwächen, sollten entfernt werden. Geschnitten werden die Rosen wie die Obstbäume auch auf ein nach außen zeigendes Auge. Das sind gut sichtbare oder ruhende (kleine, unscheinbare oder nicht sichtbare) Knospen in den Achseln von Blättern oder Blattnarben. Als Sträucher erneuern sich die Rosen immer von der Basis her.

Wildrosen blühen am mehrjährigen Holz und brauchen von daher auch ältere Zweige. Sie werden nicht regelmäßig zurückgeschnitten, sondern gelegentlich verjüngt, indem alte vergreiste Triebe herausgenommen werden und zu dichte Büsche ausgelichtet werden.

Beet- und Edelrosen, die am diesjährigen Holz blühen, müssen regelmäßig geschnitten werden, wobei die Stärke des Rückschnitts von der Wuchskraft der Sorten abhängt. Starkwachsende Sorten werden weniger eingekürzt als schwachwachsende, denn wie auch bei Obstbäumen gilt der Grundsatz: Je stärker man schneidet, desto kräftiger ist der Neuaustrieb.

Strauchrosen werden auf ein Drittel der Gesamthöhe eingekürzt. Sie werden aber nicht einfach abrasiert, sondern durchdacht auf diese Höhe geschnitten. Altes und schwaches Holz werden entfernt und zu dicht stehende Triebe gelichtet. Strauchrosen sollten eine gute Mischung aus ein-, zwei- und mehrjährigem Holz haben.

Kletterrosen werden jährlich zurückgeschnitten und alle Triebe, die sich nicht leiten lassen oder in die falsche Richtung wachsen, werden entfernt. Um eine starke Blüte zu provozieren, werden alle Seitentriebe auf drei bis fünf Augen (Zapfenschnitt) zurückgenommen. Gelegentlich werden überalterte Triebe von der Basis entfernt.

Kopfrosen sind pflegeleicht. Regelmäßige Auslichten und Rückschnitt auf Außenauge erhalten eine lockere und gleichmäßige Krone.

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zuletzt bearbeitet am 13.IV.2014