3.Okt.2013

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Die Streuobstwiesen brauchen bei der Pflege viele freiwillige Helfer

Karl Josef Strank

Um diese Jahreszeit gibt es wieder reichlich Äpfel und Birnen, die auf den Märkten und in den Lebensmittelläden angeboten werden. Neben Weinfesten, die natürlich in den Weinbaugebieten aber inzwischen auch anderen Orts häufig stattfinden, werden auch einige Apfelfeste gefeiert. Dabei hat die Frucht des Nordens diese Ehre allemal verdient, denn bereits die Menschen der Jungsteinzeit von Skandinavien bis Italien sammelten den Holzapfel, Malus sylvestris, lange bevor die Wildform in Kultur genommen und die vielen Sorten gezüchtet wurden.

Die Symbolik

Die Kelten verehrten den Apfel sehr und glaubten, dass ihr Paradies auf der Apfelinsel „Avalon“ liege, wohin sie nach dem Tod zurückkehrten. Ihren sterbenden Königen gaben sie deswegen einen blühenden Apfelzweig oder einen Apfel mit ins Grab, die sie dorthin führen sollten. In der Symbolik spielt der Apfel aber durchaus eine ambivalente Rolle, denn er steht einerseits für die Erde, die Weltordnung (Reichsapfel), das Weibliche, die Mutterliebe und andererseits für die Versuchung durch den Apfel Evas, den Zankapfel, den Paris der Aphrodite überreichte und damit letztendlich den Trojanischen Krieg auslöste und in der Ähnlichkeit der lateinischen Worte für malus (Apfel) und malum (Übel) schließlich für alles Schlechte.

Egal wie: Der Apfel ist tief in unserer Kultur verwurzelt und als Nahrungspflanze hat er so gute Eigenschaften, dass er zu Recht zu den Obstsorten gehört, die wir am häufigsten essen. Dass er zu einer ausgewogenen und gesunden Ernährung gehört, steht außer Zweifel. Die Anfänge des Obstbaus reichen weit in unsere Geschichte zurück. Römische Legionäre brachten wohl die veredelten Obstbäume mit nach Gallien und Germanien und trugen so zu ihrer Verbreitung bei. Nach dem Niedergang am Ende des Römischen Reiches förderte erneut Karl der Große den Obstbau, denn er schrieb im Capitulare de villis den Anbau von Obst- und Fruchtgehölzen auf den Hofgütern vor. Bei den Äpfeln nannte er sogar die Namen von Sorten: Gozmaringer, Geroldinger, Crevedeller und Spirauker. Unter den Sorten sollten süße, saure, Lageräpfel, Frühäpfel und solche für den sofortigen Verzehr sein. Eine Zuordnung der heutigen Obstsorten zu diesen Namen ist schwierig bis unmöglich, denn durch die Züchtung im Laufe der Jahrhunderte sind neue entstanden und viele der alten in Vergessenheit geraten oder verloren gegangen. Vielleicht sind mit Spirauker Speierlinge gemeint. Der vogelbeerähnliche Baum spielt noch heute bei der Verarbeitung von Obst eine Rolle, denn die gerbstoffreichen Früchte konservieren Obstsäfte und werden bei der Herstellung von Apfelwein und Cidre verwendet. Obstwiesen zählen zu den artenreichsten Lebensräumen der intensiv genutzten und vom Ackerbau geprägten Kulturlandschaft.

Insbesondere Streuobstwiesen gelten heute als unwirtschaftlich und sind als Biotoptyp sehr gefährdet. Neue hochstämmige Obstwiesen anzulegen und die Bäume zu pflanzen ist vergleichsweise einfach, denn die anschließende über Jahre notwendige Pflege erfordert den eigentlichen Zeit- und Personalaufwand. Diesen unter wirtschaftlichen Aspekten zu leisten, sieht sich heute kaum einer mehr in der Lage. Daher fallen diese Arbeiten verstärkt freiwillig und ehrenamtlich tätigen Initiativen, Vereinen und Verbänden zu.

400 Bäume

Dieser Aufgabe widmet sich auch der Freundeskreis Botanischer Garten im Gelände an Gut Melaten in Aachen, wo inzwischen etwa 400 Obstbäume regelmäßig gepflegt und unterhalten werden. Die Biologische Station der Städteregion, die Naturschutzverbände und andere leisten ebenfalls zur Pflege von Obstwiesen ihren Beitrag.

Obstwiesenfest am Sonntag

Diese Organisationen bieten regelmäßig Anleitungen für den richtigen Schnitt von Obstbäumen an und laden alle Obst-, Obstwiesenfreunde, Interessierte und Neugierigen am Sonntag, den 6.10. von 11 bis 17 Uhr, herzlich ein zum inzwischen 8. Obstwiesenfest, das in diesem Jahr im und rund um den Drimbornshof in Eschweiler Dürwiß stattfindet. Neben alten und neuen Obstsorten aus dem Aachener Land werden Obstwein, Marmeladen, Honig und Vieles mehr zu kaufen sein. Frischer, köstlicher Apfelsaft wird angeboten. Es gibt Tiere in der Obstwiese, alte Traktoren, Informationen und Führungen und nicht zuletzt Kulinarisches zum Essen und Trinken. Im Programm für Kinder sind Kerzenziehen, Filzen und Geschicklichkeitsspiele mit Äpfeln und Minibagger.

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zuletzt bearbeitet am 6.X.2013