8.Aug.2013

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Gesucht: Sympathien für ein vielseitiges und wichtiges Tier – die Assel

Astrid von Reis

Wird ein Kind im Kindergartenalter gefragt wo denn die schöne Erde herkommt, die die Pflanzen zum Wachsen brauchen, dann kommt oft wie aus der Pistole geschossen: Das machen die Regenwürmer. Doch wie zerkleinern Regenwürmer Ästchen und gröberen Grünabfall? Die haben doch keine Zähne. Ein Zauberer sitzt nirgendwo, das ist den Kindern schnell klar, wer hilft also: viele Kleinstlebewesen und kleine Tiere. Zu Letzteren gehören die leider oft verkannten Asseln. Dabei sind diese für uns absolut harmlosen Tiere Nützlinge mit erstaunlichen Fähigkeiten.

Asseln – der deutsche Name ist vermutlich aus dem lateinischen Wort ‚asellus = das Eselchen’ hergeleitet – gehören wie die Insekten zum Stamm der Gliederfüßer (Arthropoda). Mit ihren sieben Beinpaaren und nur zwei Körpergliedern (Kopf und Brustsegmente sind zusammengewachsen) gehören sie jedoch zum Unterstamm der Krebstiere (Crustacea) und nicht zum Unterstamm der Insekten (mit drei Körpergliedern und drei Beinpaaren). Hier gehören sie zur Ordnung der Asseln (Isopoda = Gleichfüßer, alle Beine haben die gleiche Form im Gegensatz zu anderen Krustentieren wie etwa Krabben).

Die meisten bekannten Isopoden leben im Meer und auch im Süßwasser. Wenige Arten haben das Wasser verlassen und bilden die Unterordnung Landasseln (Oniscidea). Zirka 40 Arten leben in Mitteleuropa, in unserer Region am bekanntesten sind: allen voran die Kellerassel (Porcellio scaber, lat., so viel wie: räudiges Schweinchen). Über sie wird hier hauptsächlich weiter berichtet. Dann gibt es noch die Mauerassel (Oniscus asellus) und die Roll- oder Kugelassel (Armadillidium vulgare), die sich bei Gefahr wie ein Gürteltier zu einer Kugel zusammenrollt.

Die ältesten fossilen Kellerasseln sind rund 50 Millionen Jahre alt. Ihre Heimat war ursprünglich der westeuropäisch- atlantische Raum. Sie wurden vor allem durch den Menschen weltweit verbreitet.

Die Kellerassel ist dunkelgrau bis bräunlich und hat einen panzerartigen, segmentierten Körper, der vom Rücken zum Bauch hin abgeplattet ist. Sie wird bis zu zwei Zentimeter lang. Mit ihren 14 Schreitbeinen, die sie wellenförmig hintereinander hebt und senkt, kann sie relativ schnell unterwegs sein. Mit ihren zwei Fühlerpaaren tastet sie sich voran und frisst vor allem abgestorbenes Pflanzenmaterial. Damit übernimmt sie einen ganz wichtigen Part als Zersetzer beziehungsweise Entsorger (Destruent) und Humusbereiter im Stoffkreislauf. Zum Teil fressen sie wie die Kaninchen sogar ihren eigenen Kot damit jeder Nährstoff aufgeschlossen und verwertet werden kann.

Die Tiere leben im Falllaub, in Kompostern aber auch in Fugen, Kellern, verrottendem Holz und unter Steinen und Gegenständen, die dem Boden locker aufliegen. Wichtig ist hier die Feuchte, da sie für die Atmung neben Tracheenlungen die sich im Laufe der Evolution gebildet haben – mit bloßen Augen sind diese luftgefüllten und damit weißfarbenen Organe auf der Bauchseite am Hinterleib zu sehen – auch noch Kiemen besitzen. So meiden sie entsprechend das Licht und sind eher nachtaktiv.

Auch mit den Kängurus haben sie etwas gemeinsam: die Weibchen tragen ihre bis zu 90 Nachkommen pro Brut (zunächst die Eier, später die Jungtiere) in mit Flüssigkeit gefüllten Hautbeuteln auf der Bauchseite etwa 50 Tage mit sich herum. Nach dem Schlüpfen und dem Verlassen des Beutels sehen die Jungtiere schon wie erwachsene Asseln aus, sie sind lediglich viel kleiner und fast weiß.

Da Asseln Außenskelette besitzen, müssen sie sich während ihres Wachstums nun mehrfach häuten – etwa 15 Mal innerhalb von rund drei Monaten, dann sind sie erwachsen und auch geschlechtsreif. Mit jeder Häutung wird ihr Panzer dunkler. Sie können bis zu zwei Jahre alt werden, wenn sie nicht einer der vielen Fressfeinde vorher erwischt. Trotz kleiner Tricks wie ‚in Schreckstarre fallen’ und das Versprühen von unangenehmen Gerüchen (Ammoniak), welches sie im Prinzip auch noch mit dem Stinktier vergleichen lässt, werden sie gerne von Vögeln, Kröten, Maulwürfen usw. gefressen.

Sollten sie mal im Keller sein und lästig werden, einfach vorsichtig zusammen kehren und ab mit ihnen auf den nächsten Komposter oder ins Grün. Und bei der nächsten Begegnung heißt es dann vielleicht nicht mehr „igitt“ sondern: oh, eine Assel.

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zuletzt bearbeitet am 26.VIII.2013