23.Mai 2013

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Die Gartenkunst von Schloss Augustusburg: Ein Ausflug dorthin lohnt

Karl Josef Strank

Schloss und Park von Augustusburg in Brühl stehen seit 1984 in der Unesco-Liste des Weltkulturerbes, weil sie ein Denkmal der Gartenkultur von international anerkanntem Rang sind. Vielen anderen Schlössern und Gärten in Deutschland dienten sie als Vorbild.

Erbauer der Anlage war Clemens August Ferdinand Maria Hyacinth von Bayern, der von 1700-1761 lebte und als Clemens August I. von 1723-1761 das Amt des Erzbischofs von Köln inne hatte und damit gleichzeitig Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation war. Seine familiären Wurzeln liegen als Sohn des Kurfürsten Max Emanuel aus dem Hause Wittelsbach in Bayern. Er war Fürstbischof von Regensburg, Münster, Osnabrück, Paderborn und Hildesheim und wurde Herr der fünf Kirchen genannt. Darüber hinaus war er nebst weiteren anderen kirchlichen Würden legatus natus des Apostolischen Stuhls und Hochmeister des Deutschen Ordens. Politisch wechselte er häufig die Bündnispartner. Weil er sehr wenig Geld für das Militär ausgab, hielt er sich aus Kriegen heraus. Den ihm durch die Ämterhäufung zufließenden Reichtum ver(sch)wendete er als typischer prunkliebender Rokokofürst für prachtvolle Hofhaltung. Zahlreiche Schlösser und Gärten ließ er um- oder erbauen. Seinen Nachfolgern hinterließ er vor allem hohe Schulden, die diese dann zu einem harten Sparkurs zwangen. Dennoch verklärte das einfache Volk im Rückblick seine Zeit mit den Worten: „Unter Clemens August trug man blau und weiß, da lebte man wie im Paradeis.“

Der Baumeister Johann Conrad Schlaun begann in Brühl aus der mittelalterlichen Wasserburg ein Schloss zu errichten, das dann ab 1728 der kurbayrische Hofbaumeister François de Cuvilliés fortsetzte. Bis zur Vollendung im Jahr 1768 arbeiteten viele namhafte Künstler daran mit, unter anderen auch Balthasar Neumann, der den Entwurf eines Treppenhauses anfertigte. Den Garten gestaltete Dominique Girard, der als Schüler des legendären Gartenbaumeisters Ludwigs des XIV., André Le Notré, seine Ausbildung in Versailles erhalten hat und dann an den kurfürstlichen Hof nach München ging. Dort entwarf er die Gärten von Nymphenburg (heute ist dort auch der Münchener Botanische Garten untergebracht) und Schleißheim sowie des oberen Belvedere in Wien. Theorie und Praxis der französischen Gartenkunst und die Erkenntnisse und Erfahrungen seines langen Gärtnerlebens fanden dann ihren Niederschlag in der Anlage von Schloss Augustusburg.

Schwerpunkt dieses Gartens ist das südlich des Schlosses gelegene zweiteilige Broderieparterre mit Fontänenbecken und Spiegelweiher. Die Ornamente sind wie eine Stickerei (französisch: broderie) gestaltet, eingefasst von mit Buchs begrenzten rhythmisch bepflanzten Blumenbeeten. Den einzigartigen Wert dieses barocken Parterres erkannten die Denkmalpfleger sehr früh und restaurierten diese Anlage bereits in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts auf der Grundlage des originalen Gartenplanes. Heute gilt sie als eines der authentischsten Beispiele der französischen Gartenkunst des 18. Jahrhunderts.

Die Bahn integriert

Für König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen gestaltete dann ab 1842 Peter Joseph Lenné den Brühler Park im Stil des englischen Landschaftsgartens. Geprägt ist dieser Teil des Gartens durch den malerischen Wechsel von Wald- und Wiesenpartien. Die Wege sind unregelmäßig geschwungen und sehr natürlich erscheinende, aber künstlich angelegte Bachläufe münden in zwei Inselweihern. Weil es damals die technische Sensation der Zeit war, bezog Lenné die 1844 eröffnete Bahnstrecke von Köln nach Bonn mit in die Gartengestaltung ein und führte die Strecke über eine reich verzierte Eisenbahnbrücke zwischen den beiden Inselweihern hindurch. Heute käme kein Gartengestalter mehr auf diese Idee, aber Resultat ist, dass der Brühler Park und Schloss Augustusburg immer noch optimal an den öffentlichen Schienenverkehr angebunden sind.

Der Kurfürst Clemens August pflegte leidenschaftlich als sein liebstes Hobby die Falkenjagd. Diese zelebrierte er häufig in großer Gesellschaft und passender prunkvoller Umgebung. Er ließ daher im Park das kleine aber prachtvoll ausgestattete Jagdschloss Falkenlust errichten. Hier stellte er den Reihern auf ihrem Weg zu den Fischgründen des Altrheins nach und genoss anschließend mit seinen Gästen den Tag bei Essen und Spiel. In ähnlicher Weise wurden ab 1949 Schloss und Park zu Repräsentationszwecken vom Bundespräsidenten und von der Bundesregierung genutzt, inzwischen sind beide im Besitz des Landes Nordrhein-Westfalen.

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zuletzt bearbeitet am 22.VII.2013