14.Febr.2013

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Durch die Blume gesagt: Rote Rosen schenken oder – einen Korb geben

Mechthild Feese

Wer heute am Valentinstag rote Rosen bekommt, weiß: Da ist Liebe im Spiel. Blumen vermitteln klar umrissene Botschaften, die allgemein verständlich sind. Meist stehen bestimmte Blumen für Macht, Wohlstand oder besondere Befindlichkeiten.

In Japan bildet die Kirschblüte den Mittelpunkt des Blumenkultes, gefolgt von den Chrysanthemenfesten im Herbst. In China gilt Weiß als die Farbe des Todes, und es dürfen keine weißblühenden Pflanzen bei der Anlage neuer Gärten verwendet werden. Im osmanischen Reich galt die Tulpe als Repräsentant von Macht und Schönheit. Im Abendland ist es die Rose, die schon bei den alten Römern als Symbol der Liebe und auch des Luxus verstanden wurde. Auf einem Bett aus Rosenblättern verführte Kleopatra ihre Liebhaber, und Nero ließ bei einer seiner Orgien so viele Rosenblätter herabregnen, dass seine Gäste zum Teil darunter erstickten. Die Lilie repräsentierte die Macht im alten Ägypten – neben der Schwertlilie – später erfüllte sie die gleiche Funktion in Frankreich als „Bourbonenlilie“. Eine ganz andere Bedeutung hatten die Schabab-Blumen. Zu ihnen gehörten Jungfer im Grünen, Schafgarbe, Kornrade, Kornblume, Wegwarte, Kreuzkraut und Augentrost, alles Ackerkräuter, die in den Feldern Schaden anrichteten und die Ernte minderten. In ländlichen Bereichen, besonders in der Schweiz, packten die jungen Mädchen diese Schabab-Kräuter in einen Korb, deckten sie zu und übergaben den Korb einem unwillkommenen Freier zum Zeichen dafür, dass sie seine Liebe verschmähten. Die Redewendungen „einen Korb zu geben“ und „einen Korb zu bekommen“ leiten sich aus dieser Sitte her. In der Politik haben die Parteien „ihre Pflanze“, beispielsweise die Sozialdemokraten und die Kommunisten die rote Nelke. Die CDU gibt kleine Rosen aus, die Grünen in der Regel Sonnenblumen. Zu Napoleons Zeiten galten Veilchen, eigentlich ein Symbol für Demut und Bescheidenheit, als Parteiabzeichen. Bemerkenswerterweise waren diese eher unscheinbaren Pflanzen, die im Verborgenen blühen, die Lieblingsblumen von besonders machthungrigen Menschen.

Wilhelm I. liebte Kornblumen, weshalb ihm jeden Tag ein Kränzchen Kornblumen um sein Frühstücksgedeck gelegt wurde. Seine braven Untertanen bekamen Wind davon und trugen fortan eine Kornblume im Knopfloch als Zeichen ihrer guten preußischen Gesinnung. Noch heute spricht man von „Preußisch Blau“.

Knopflochblumen werden heute auf Hochzeiten als Zeichen der Zugehörigkeit getragen. Im 19. Jahrhundert pflegten sich die Damen mit natürlichen und künstlichen Blumen zu schmücken. Blüten prangten in den Haaren, an Büsten und Hüften und zeugten so von der Schönheit, dem Geltungsbedürfnis – und vom Reichtum ihrer Trägerinnen. Auf ihren Köpfen thronten – groß wie Wagenräder – Hüte aus Blumen im Spitzenrand. Die jungen Mädchen hatten Sträußchen von Parmaveilchen im Haar, am Gürtel und an schwarzen Samtbändern um den Hals. Das Ganze erinnert ein bisschen an den Wiener Opernball. Auf den großen Bällen reichten die Herren den Damen Kotillons, das sind kleine Biedermeiersträußchen. Sie sollten die Damen dazu bewegen, mit ihnen den Blumenwalzer zu tanzen. Für die Frauen galt es, möglichst viele Kotillons zu ergattern. Diese Mode verschwand wie auch die Umzüge und Blumenkorsos der Reichen mit Beginn des Ersten Weltkrieges. Übrig blieb die Sitte, dass die jungen Männer den Debütantinnen ein Gesteck für ihre Korsage zukommen ließen. In den USA waren das Orchideen, meist Cattleyas. Die Moden in Blumengeschenken wechselten im Laufe des 20. Jahrhunderts. Man schenkte Makartbuketts aus Gräsern und Pfauenfedern, Palmen, Gummibäume usw. in den 50er Jahren waren es Azaleen. Ich erinnere mich, zu meiner Konfirmation sieben Azaleentöpfe geschenkt bekommen zu haben.

Ein anderes Phänomen begleitete uns bis in unser Erwachsenenleben: das aus der napoleonischen Zeit stammende Poesiealbum. Ursprünglich hatten die jungen Männer, die gegen Napoleon in den Krieg zogen, ihren Cousinen und deren Freundinnen ein paar erbauliche Zeilen zum Abschied und zur Erinnerung in ihre Hefte geschrieben...


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zuletzt bearbeitet am 31.III.2013