4.März 2010

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Die Solitärbiene: Sie wird häufig verwechselt – auch mit Hummel und Wespe

Angela Ertz

Zögernd tasten sich zuerst zwei Fühler, dann der Insektenkopf aus dem engen Bohrloch der Terrasse in die Märzsonne: Eine Solitärbiene verlässt nach vielen dunklen Monaten ihre Brutkammer. Gemeinsames Merkmal und namensgebend für diese Verwandten der Honigbiene ist, dass sie keine Staaten bilden. Ansonsten treten die 500 heimischen Arten aber recht unterschiedlich auf und werden je nach Aussehen häufig mit Honigbienen, Hummeln, Wespen oder geflügelten Ameisen verwechselt. Obwohl einige Arten alle möglichen Öffnungen direkt in Hausnähe zur Brut nutzen, führen die Solitärbienen für uns ein eher unauffälliges Dasein, vielleicht weil sie uns weder lästig werden noch stechen.

Dabei sind Solitärbienen wichtige Nützlinge im Garten und in der Landschaft. Durch ihre Artenfülle mit unterschiedlich langen Rüsseln können sie viele verschiedene Blütenformen bestäuben. Sie schließen außerdem sogenannte Bestäubungslücken, also Blütenpflanzen und Obstbäume in geringer Anzahl oder großer Stockentfernung, die für Honigbienen als Massentracht uninteressant sind.

Doch zurück zu unserer Biene. Das weiße Haarbüschel auf der Stirn kennzeichnet sie als Männchen der Gehörnten Mauerbiene (Osmia cornuta). Diese häufige Art ist bei uns ab Anfang März als eine der ersten Bienen überhaupt unterwegs. Die Männchen schlüpfen 1-2 Wochen vor den Weibchen, die zwei namensgebende Hörnchen auf der Stirn tragen, und erwarten diese geduldig am Eingang der Brutröhre. Bald kann man sie dann beim Pollensammeln an Frühblühern beobachten.

Zur Eiablage nutzen die Weibchen aller Solitärbienen verschiedenste gangartige Höhlungen und bauen diese zu Brutröhren aus. Auf einen kleinen Proviantballen aus Pollen und Nektar wird dann am Ende der Brutröhre ein einzelnes Ei gelegt. Eine dünne Wand wird als Abschluss dieser innersten Brutkammer eingezogen, danach bestückt das Weibchen in Richtung Ausgang auf die gleiche Weise bis zu 50 Kammern. Die fertig belegte Brutröhre wird schließlich nach außen durch einen stabilen Deckel verschlossen. Damit ist die mütterliche Brutpflege abgeschlossen, der Proviant in jeder Kammer muss also für die 25 Tage Larvenzeit der kleinen Bienen reichen.

Je nach Art graben die Solitärbienen für ihre Brutröhren Gänge in Sand oder Lehm, oder legen diese in ausgehöhlten Stängeln oder leeren Schneckenhäusern an. Die Deckel bestehen ebenfalls aus Lehm, Steinchen oder Blattstückchen. Die Brutröhren mancher Arten haben ausgeklügelte Sonderausstattungen, etwa Tapeten aus Blattstückchen gegen Schimmelbefall, zusätzliche Belüftungsgänge oder leere Brutkammern direkt hinter dem Deckel, damit hungrig pickende Vögel ‚in die Röhre gucken‘. Die Bienen überwintern nach ihrer Larven- und Puppenzeit bis zum Frühling als fertige Insekten in ihren Brutkammern. Für kleine und große Forscher bieten selbstgebaute Nistkästen mit durchsichtigen Brutröhren spannende Einblicke in die Kinderzimmer der Bienen.

Solitärbienen lassen sich im Garten gut mit einer Mischung naturnaher Nistangebote unterstützen. Das können einfache Bündel aus Schilf, Holunder oder Brombeere sein. Dicke Baumscheiben mit Bohrlöchern von 6-8mm, ungebrannte Lehmsteine, durchlöcherte Ziegel oder sandgefüllte Fugen sind ebenfalls geeignet. Daneben ist es natürlich wichtig, den Bienen blühende Pflanzen oder Gehölze als Pollen- und Nektarquelle zu bieten, als Gegenleistung hängen dann im Herbst ein paar Äpfel mehr am Baum.



 

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zuletzt bearbeitet am 4.IX.2010